Frau stillt Baby

Natürliches Stillen - Vor- und Nachteile für Mutter und Kind

Stillen nach der Schwangerschaft hat viele Vorteile und je nach Stilldauer teilweise lebenslange Vorteile. Die WHO empfiehlt eine Stillzeit von 4 bis 6 Monaten. 

Lese hier, welche Vorteile Muttermilch mit sich bringt und welche Nebenwirkungen das Stillen für Mütter haben kann.

Vorteile des Stillens

Dass Stillen Vorteile hat, zeigen viele Studien. Zum Beispiel veröffentlicht  eine Vergleichsstudie, dass sich das Risiko für Infekte, besonders für Atemwegsinfekte, um 40 bis 70 Prozent reduzieren kann, wenn die Mutter ihr Baby mindestens vier Monate ausschließlich stillt. Eine andere wissenschaftliche Untersuchung zeigt, dass die Muttermilch einen positiven Einfluss auf die Entwicklung einer gesunden Darmflora aufweisen kann.

Eine Langzeitstudie aus Großbritannien untersucht, ob sich die Ernährung des Babys sogar auf die Intelligenz auswirken kann. Die Forscher der Universität in Oxford untersuchten über einen längeren Zeitraum Kinder, die gestillt wurden und die fertige Babynahrung erhielten. Bei Tests schnitten gestillte Kinder besser ab und diese Unterschiede zeigten sich bis ins Alter von 14 Jahren.

Antikörper aus dem Immunsystem der Mutter können nach der Geburt über die Muttermilch an das Kind übergeben werden. Stillende Mütter sorgen somit dafür, dass sich das Immunsystem des Säuglings gut entwickeln kann. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass Hormone, wie das sogenannte Kuschelhormon Oxytocin, sowie der enge Körperkontakt beim Stillen für eine gute Bindung zwischen Mutter und Kind sorgen. 

Es bestehen noch weitere Vorteile beim Stillen für Mütter und das Baby.

Vorteile für die Mutter

  • Das Stillen und die damit verbundenen Hormone können zu einer starken emotionalen Bindung zwischen der Mutter und ihrem Baby führen.
  • Oxytocin kann bei der Mutter und beim Kind die Ausschüttung von Stresshormonen reduzieren.
  • Oxytocin ist ein Hormon, das im Gehirn produziert wird. Es kann Wehen und Stillwehen auslösen, weil Oxytocin dazu führt, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht.
  • Die Stillwehen können die Rückbildung der Gebärmutter fördern.
  • Wenn das Baby an der Brust saugt, könnte mehr Prolaktin ausgeschüttet werden. Dieses Hormon kann bei der Mutter für mehr Gelassenheit sorgen.
  • Stillende Mütter können ein geringeres Risiko für Diabetes Typ II, Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen, Osteoporose, Endometriose, Eierstockkrebs und Brustkrebs haben.
  • Letztlich ist die Ernährung des Babys für die Mutter mit weniger Zeitaufwand verbunden. Hat das Kind Hunger, steht die Nahrung direkt mit der richtigen Temperatur zur Verfügung.
Hinweis: Oft glauben Mütter, das Stillen sei eine sichere Verhütung. Stillen kann die Ausschüttung des Hormons Prolaktin bewirken, das zum einen die Milchbildung fördern und zum anderen den Eisprung blockieren kann. Allerdings ist es möglich, dass der Prolaktinspiegel bereits durch das Zufüttern oder durch eine kurze Stillpause sinkt. Damit wäre der Empfängnisschutz wieder reduziert. Stillen ist somit nicht als sichere Verhütungsmethode zu empfehlen. Wer nicht sofort einen Kinderwunsch hegt, kann sich beim Arzt bzw. Gynäkologen über einen Empfängnisschutz während der Stillzeit beraten lassen

Vorteile für das Kind

  • Wenn die Mutter stillt, könnte sie unmittelbar nach der Geburt Kolostrum produzieren. In dieser Flüssigkeit befinden sich Proteine, Mineralstoffe, Vitamine, weiße Blutkörperchen und Antikörper.
  • Der Säugling kann von der Mutter die Antikörper über die Muttermilch bekommen. Somit kann sich das Immunsystem während der Stillzeit gut ausbilden.
  • Es kann sein, dass Muttermilch leichter verdaulich und der Proteingehalt förderlich für das Wachstum des Kindes ist.
  • Einige Tage nach der Geburt kann sich die Zusammensetzung der Muttermilch ändern. Dann würde die Milch ebenfalls Zucker und Fett enthalten, sodass gestillte Babys alle wichtigen Nährstoffe bekommen.
  • Wie eine Metastudie erforscht, sterben gestillte Kinder seltener an dem plötzlichen Kindstod.
  • Bei Erkrankungen kann sich die Zusammensetzung der Muttermilch ebenfalls verändern und das Baby wird mit Makrophagen, Antikörpern und anderen immunaktiven Substanzen versorgt, die bei der Bekämpfung von Infektionen hilfreich sind.
  • Einen Infektionsschutz können zudem die in der Milch enthaltenen Kohlenhydrate und Fettsäuren darstellen. Darüber hinaus kann der Körper durch Lactoferrin Eisen besser aufnehmen, das ebenfalls den Schutz gegen Infektionen erhöht.
  • Stillen kann schmerzlindernd wirken, wobei nicht klar ist, ob es an der Muttermilch liegt, oder ob der beruhigende Effekt durch das Trinken und Saugen in Kombination mit Hormonen wie Oxytocin positiv auf das Empfinden von Schmerzen einwirkt.
  • Ein weiterer Vorteil der Muttermilch kann das reduzierte Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus und Übergewicht sein.
  • Gestillte Kinder sollen laut amerikanischen Studien weniger zu Lernproblemen und Verhaltensauffälligkeiten neigen.
  • Des Weiteren gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Stillzeit Kinder resistenter gegenüber Stress macht.

Nachteile des Stillens für die Mutter

Stillen kann auch Nachteile mit sich bringen, wobei sich die Nebenwirkungen beim Stillen auf die Mutter beziehen:

  • Der Milcheinschuss kann am Anfang mit Schmerzen verbunden sein.
  • Legt die Mutter ihren Säugling falsch an die Brust an, kann es zu einer wunden Brustwarze, zu Entzündungen der Brust und zum Milchstau kommen.
  • Es ist möglich, dass das Stillen Probleme beim Stuhlgang der Mutter auslöst. Zu Beginn der Stillzeit werden viele Hormone ausgeschüttet, sodass manche stillende Mütter unter Verstopfung leiden.
  • Manchmal kommt es beim Stillen zu Kreislaufbeschwerden. Dies hängt jedoch mit einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme zusammen. Eine stillende Frau sollte täglich zwei bis drei Liter trinken.
  • Die Nachteile vom Stillen betreffen auch den Genuss von Nikotin und Alkohol sowie die Schwierigkeit des Wiedereinstiegs in das Berufsleben.

Hat Langzeitstillen Nachteile für das Kind

Die WHO sowie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Nationale Stillkommission empfehlen eine Stillzeit von mindestens vier bis sechs Monaten. Alles, was über diese Stilldauer hinausgeht, wird als Langzeitstillen bezeichnet.

Es gibt viele Vorurteile und Annahmen über mögliche Nachteile, aber bisher konnte nicht wissenschaftlich belegt werden, dass Stillen über längere Zeit schädlich für das Kind oder die Gesundheit ist. Vermutlich ist es eine gesellschaftliche Frage, ob Langzeitstillen als negativ oder positiv angesehen wird. Bei vielen Naturvölkern werden die Kinder erst ab einem Alter von drei Jahren abgestillt.

Vor- und Nachteile von Fertignahrung

Fertige Säuglingsnahrung kann bei der Mutter zu einer Entlastung im Beruf und im Alltag führen. Da in der Muttermilch Antikörper der Mutter enthalten sind, die an das Baby übergehen können, ist der Infektionsschutz für ungestillte Kinder oftmals geringer. Wie Studien ergaben, erkranken ungestillte Babys im Vergleich zu gestillten Kindern häufiger an Mittelohrentzündungen, Atemwegsinfektion und anderen Krankheiten. Muttermilch kann beispielsweise ein Schutz gegen Bronchitis und andere Atemwegserkrankungen sein. Außerdem kann das Risiko für den plötzlichen Kindstod bei Neugeborenen erhöht sein, wenn sie keine Muttermilch erhalten.

Mutter und Baby können selbstverständlich auch bei der Verwendung von Säuglingsnahrung eine starke Bindung aufbauen, wenn die Mutter für genügend engen Körperkontakt sorgt. Das Stillen ist keine Garantie für eine gute Bindung. Sie kann jedoch durch die in der Muttermilch enthaltenen Hormone gefördert werden. Zudem ist es möglich, dass Körperkontakt und das Saugen an der Brust eine entspannende Wirkung auf Mutter und Kind haben.

Häufig wird gesagt, Stillen schütze vor Allergien. Das konnte bisher noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Allerdings kann Muttermilch den Aufbau einer gesunden Darmflora fördern. Eine gestörte Darmflora kann Auswirkungen auf Erkrankungen wie Asthma, Allergien, Übergewicht und andere haben. Das Allergierisiko kann gesenkt werden, wenn das Kind länger als sechs Monate Muttermilch erhält.

Quellen:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20566605/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6268214/pdf/nihms-1507741.pdf

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0267326

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7751991/


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